Pfarrer Johannes Rosenbach (1464-1537), genannt de INDAGINE


Johannes Rosenbach, genannt de Indagine war von 1488 bis zu seinem Tod 1537 49 Jahre lang Pfarrer von Steinheim und prägte die Geschicke der Pfarrgemeinde in einer historisch dramatischen Zeit der Reformation, Bauern- und Türkenkriege sowie eines Pestausbruchs in Steinheim. Er war ein sehr erfolgreicher Pfarrer, der dank seines finanziellen Geschicks und seiner guten Vernetzung zu den Würdenträgern dafür sorgte, dass in Klein-Steinheim die Kreuzwallfahrt entstand und die Kirche dort 1510 vergrößert wurde. Deshalb findet sich heute noch sein sprechendes Wappen mit dem Bach und den zwei Rosen im Kreuzgewölbe des Kirchturms.


In Groß-Steinheim sorgte er von 1504-09 für den Anbau eines spätgotischen Chores in der schon um 1450 vergrößerten Kapelle, die dadurch zu dem wurde, was heute die Alte Pfarrkirche ist. Beeindruckend ist auch das bis heute erhaltene Chorgestühl, das er ebenfalls errichten ließ. Es zeigt unter anderem sein Wappen und seine Selbstdarstellung als Prophet.


Indagine war aber weit über die Steinheimer Grenzen berühmt aufgrund seines Wissens in der Astrologie, Handlesekunst und Physiognomie, worüber er ein Buch verfasste, das noch bis ins 17. Jahrhundert immer wieder nachgedruckt wurde und sogar noch in Schriften von Edgar Allen Poe im 19. Jhd. Erwähnung findet. Aufgrund seiner Kenntnisse war er ein gesuchter Berater, so bei der Kaiserwahl, bei der er nicht nur einen Kandidaten empfahl sondern auch eine Änderung des Krönungsdatums. Zu seinen engen Freunden gehörte Matthias Grünewald, von dem der berühmte Isenheimer Altar stammt.


Eine überaus schillernde Figur war der damalige Bischof Albrecht von Brandenburg, der als Machtmensch sowohl Bischof von Magdeburg als auch von Mainz war und von daher Indagines „Chef“. Indagine war Hofastrologe Albrechts und hätte dieses Amt auch gerne beim deutschen Kaiser ausgeübt. Aber es ergab sich nicht. Erzbischof Albrecht nutzte den Ablasshandel, um Gelder zu erwirtschaften und führte einen lockeren Lebenswandel mit mehreren Konkubinen. Sein Verhalten und das anderer kirchlicher Würdenträger veranlasste Martin Luther zu seiner Kritik. Indagine sympathisierte mit den Lutheranern und dem Wunsch nach Bekämpfung der Missstände, lehnte aber eine Kirchenspaltung ab. In seinem Leben blieb er seinem Motto „Ich aber fliehe nicht“ treu und war ein für Steinheim bedeutsamer Mann, der es immer vorzog ein „kleiner“ aber sehr engagierter und erfolgreicher Pfarrer in Steinheim zu bleiben.

Auf der Website des Steinheimer Heimat- und Geschichtsvereins können Sie sich das Zehntbuch des Pfarrers Indagine ansehen:

http://www.geschichtsverein-steinheim.de/das-zehntbuch-der-pfarrgemeinde-steinheim